WESTPOMMERN / Województwo Zachodniopomorskie
Sehr schwierige Quellenlage
Die Vorfahren meiner Großmutter väterlicherseits mit den Nachnamen Kath, Weske, Labrenz, Treichel, Schwanten, Dilgen, Janke und Jesken kommen aus Pommern. Genauer gesagt in der Nähe von Karlino (deutsch: Körlin), im heutigen Polen.
Bislang sind vier Herkunftsorte bekannt: Lenzen, Grüssow, Dassow und Alt Marrin.
Es hat eine Weile gedauert, bis ich die Orte im Detail lokalisieren konnte, da sie teilweise doch recht klein sind. Alle vier Ortschaften liegen im heutigen Verwaltungsbezirk Westpommern (Województwo Zachodniopomorskie) und ziemlich nahe beieinander. In der Nähe von Belgard, ca. 45 km Südöstlich von der Hafenstadt Kołobrzeg (Kolberg). Alle vier Ortschaften sind in einem Umkreis von 15 km anzutreffen. Lenzen und Grüssow liegen südlich der DW112 und Dassow und Alt Marrin nördlich davon.
Mit einer Polenreise in 2012 konnte ich den Besuch der vier Ortschaften verbinden. Die Gegend ist sehr schön und sehr ländlich geprägt. Durchzogen von alleengesäumten Straßen und immer wieder größeren Waldstücken. Hauptsächlich Äcker und Wiesen. Die Gegend ist leicht hügelig. In der sehr sandreichen Erde gedeihen vor allem Getreide und Kartoffeln. Die Wälder liefern im Herbst Pilze und Heidelbeeren, welche man, neben anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen überall am Wegesrand kaufen kann. Industriebetriebe findet man fast ausschließlich in den Städten. Ansonsten scheinen die Menschen von der Landwirtschaft zu leben.
Das Preisniveau liegt unter dem in Deutschland. Vor allem Essen gehen ist deutlich günstiger (so man ein richtiges Restaurant findet). In Meeresnähe gibt es sehr guten und frischen Fisch zu kaufen. Direkt am Hafen. Hauptsächlich Dorsch und Plattfische, wie Scholle oder Seezunge. Mitunter auch Hering oder Lachs.
Lenzen ist die größte der vier Ortschaften. Die derzeitige Einwohnerzahl ist schwer zu schätzen. Ich schätze sie auf die Größenordnung von ca. 300 Einwohner.
Die Ortschaft verfügt über eine schöne, trutzig anmutende und nach Osten gerichtete Kirche aus dem 15./16. Jahrhundert. Nach dem Interieur zu beurteilen, wird dieses Backsteingebäude heute als katholische Kirche genutzt. Früher war sie evangelisch. Leider war der Saal mit einem Gitter verschlossen, so dass ich zwar Bilder machen konnte, aber nur von außen. Einen Pfarrer konnte ich nicht ausmachen. Die Kirche selbst und der Kirchhof sind völlig schmucklos, bis auf eine Marienstatue, welche neueren Datums scheint.
Interessant ist die Tafel an der Außenwand der Kirche. Die Kanzel und der Altar sind alt und gemäß der Tafel aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Auf dem Kirchhof waren früher sicher Gräber angelegt. Hiervon zeugt der noch leicht gewellte Untergrund, auf dem jetzt Gras wächst. Um den Kirchhof sind alte Bäume angepflanzt, welche wohl aus dem 19. oder 18. Jahrhundert stammen.
Um die Kirche sind Häuser angeordnet. Es handelt sich hauptsächlich um Bauerngehöfte. Teilweise verfallen diese, teilweise sind diese renoviert. Die Bausubstanz lässt sich – wie bei den meisten stark ländlich geprägten Ortschaften – auf vor dem Krieg datieren. Gehwege gibt es nicht, jedoch sind die Straßen meist asphaltiert. Gelegentlich trifft man auf Kopfsteinpflaster.
Das Dorf ist stark landwirtschaftlich geprägt. Industriebetriebe trifft man hier nicht. Umsäumt ist der Ort von größeren Feldern, wo hauptsächlich Getreide angebaut wird. Mehrere geteerte Straßen führen zum Ort, wobei keine Verbindungsstraße dazu gehört. Die Straßen sind – wie fast überall in diesem Landstrich – gesäumt von Aleebäumen.
In der genannten Kirche heirateten 1850 meine Ur-Urgroßeltern: Den aus Lenzen ansässigen August Ludwig Kath heiratete die aus Alt Marrin stammende Wilhelmine Karoline Weske.
Grüssow (Gruszewo):
Breite: 53°56’49.16″N
Länge: 15°57’32.03″E
Bei Gruszewo handelt es sich um einen kleinen Weiler, 3 km südlich von Lenzen mit vielleicht 10 bis 15 Gebäuden. Alle Gebäude liegen mehr oder weniger an der einen Hauptstraße. Diese ist geteert. Gehwege gibt es nicht. Menschen laufen an der Straße. Auch hier sehr ländlich geprägt.
Dassow (Daszewo):
Breite: 54° 4’40.69″N
Länge: 15°52’51.04″E
Dassow liegt rund 20 km nördlich von Lenzen. Hierzu muss heute die große Ost-West-Achse DW 112 überquert werden, welche Stettin mit Danzig verbindet.
Auch diese Ortschaft ist stark ländlich geprägt und besteht aus einigen Häusern mit schätzungsweise 150 Einwohnern. Hier gab es wahrscheinlich früher einmal einen Gutshof. Teilweise sind die Gebäude in einem erbärmlichen Zustand bzw. verfallen.
In der Nähe zur nächstgrößeren Straße gibt es eine große Industrieanlage. Es könnte sich um eine Papierfabrik handeln. Ansonsten sind in Dassow selbst keine Firmen ansässig.
Alt Marrin (Mierzyn):
Breite: 54° 6’47.27″N
Länge: 15°52’55.25″E
Von Dassow aus sind es noch 3,5 Kilometer nördlich bis nach Alt Marrin. Dazwischen kommt eine kleine Abzweigung nach Neumarrin.
In Altmarrin kommen 5 oder 6 Straßen bzw. Wege zusammen. Allerdings wirkt alles sehr beschaulich. Menschen laufen an der Straße entlang und machen Spazier- oder Botengänge, Kinder spielen am Wegesrand. Die Häuser und Gärten sind teilweise sehr gepflegt, teilweise weniger. Auch die Bausubstanz ist gemischt. Man sieht ältere Gehöfte durchmischt mit Gebäuden aus der 2. Hälfte des 20. Jh., welche allerdings nicht so recht gepflegt wirken.
Mitten in Altmarrin steht eine Kirche. Bei dieser handelt es sich jedoch um die katholische Kirche, welche erst in der 2. Hälfte 19. Jh. erbaut wurde. Eine evangelische Kirche habe ich nicht entdecken können. Es muss sie jedoch gegeben haben, da Alt Marrin ein eigenes Kirchspiel hatte. Außerdem heiratete dort 1810 auch mein Vorfahr, der aus Dassow stammende, Pagel Wilhelm Weske die aus Marrin stammende Dorothea Regina Treichel.