In Deutschland habe ich zwei
Hauptfamilienstämme lokalisieren können: Einen mit der Herkunft
Eschwege, Hessen und einen mit der
Herkunft Dorum, Landkreis Cuxhaven,
Niedersachsen. Der Eschweger Stamm lässt sich bis 1760, der Dorumer bis 1786
zurückverfolgen. Ob beide Familien miteinander verbunden sind findet sich am Ende dieses Artikels.
In anderen Akten treten vereinzelt auch schon früher Personen mit dem Namen
Callenius bzw. Calenius auf, welche jedoch noch nicht zuordenbar sind:
Lambert Callenius:
geb.um 1480; Bürger in Uelzen, 80 km SE von Hamburg, + 1549.
Paul Callenius:
Stipendium 1533; 1537-1541 in Uelzen, 1544 Pfarrer in Hanstedt/Bevensen, 60 km
SO von Hamburg. 1555 Diakon in Bardowick bei Lüneburg. 1570-1592 Pfarrer in
Lüneburg in der St. Lamberti-Kirche, 40 km SO von Hamburg. oo vor 1646; +
22.10.1594 in Bardowick; alle bisherigen Autoren haben Pfarrer und Diakon als
Bernhard Callenius identifiziert, dies ist ist jedoch falsch; Vater: obiger
Lambert Callenius (* um 1480)
Gerwin Callenius:
aus Lippstadt, Stimmeister in Köln, Verleger und Rat in Köln; 1558 Verleger in
Köln; 1579 Rat der Stadt Köln;1600 Lizentiat der Rechte in Köln; 1579 Bürger in
Köln; geb. 1525; + 1600; oo 1557 mit Sophia NN.; hatte eigenes Wappen (siehe
Abbildung rechts, Quelle: Siebmacher's großes Wappenbuch Bd. 10, Die Wappen
bürgerlicher Geschlechter Deutschlands und der Schweiz Teil 2, 1972)
Anna Callenius:
geb. um 1530 in Medingen, Lüneburg; oo um 1546 mit David Jacobusson Monradus
Bernhard
Callenius: oo um 1535
Anna Callenius:
geb. 1544 in Ulzen, Lüneburg
Lambertus
Callenius: geb. 06.03.1546 in Bardowick b. Lüneburg; + 1591;
Vater: obiger Paul C.
Gerwin Callenius;
geb. 1559; + 1620; Vater: obiger Gerwin Callenius; mindestens zweimal
verheiratet; hatte 1608 Einkünfte aus dem Gut Bodendorf samt Mühle und
Weingarten; der Gerwin hinterlässt keine männlichen Erben
Jakobus Callenius: 1571 Immatrikuliert an der Universität
Rostock zusammen mit Lambertus Callenius, aus Lüneburg (Stadt od. Land)
Paul Callenius:
geb. 1575 (geschätzt); Vater: Lambertus Callenius (* 06.03.1546)
Gertr(a)ud
Callenius: geb. um 1585 (geschätzt); Tochter des obigen Gerwin
Callenius (* 1559) aus erster Ehe; oo Johann Oeckhoven, Ratsherr und
Bürgermeister von Köln (+ vor 1621)
Sophia Callenius:
geb. um 1585 (geschätzt); Tochter des obigen Gerwin Callenius (* 1559) aus
erster Ehe
Anna Callenius;
* um 1590 (geschätzt); Tochter des obigen Gerwin Callenius (* 1559) aus zweiter
Ehe; oo mit Franziskus Fabri in Bonn
Der Name Callenius kam ab mitte 18. Jh. bis Mitte 20. Jh relativ häufig in Eschwege vor. Er überlebte in der Zeitspanne dort ein paar Generationen und breitete sich etwas über Deutschland aus. Fast alle der heute in Deutschland lebenden Namensträger Callenius stammen von dieser Linie ab.
Der
früheste bis dato bekannte Ahn meiner Familie Callenius - der Perückenmacher Johann
Rudolf Callenius - soll aus "Volleben" stammen und heiratete 1760
in die alt eingesessene Eschweger Familie Gleim. Der Ort Volleben ist leider
bislang noch nicht zweifelsfrei aufzufinden. Auf einer Abschrift eines Briefes
von Willy Callenius vom 07.04.1938 an das Pfarramt in Volleben hatte er selbst
am Rand vermerkt: "Kam am 12.4.38 als unzustellbar zurück. Einen Ort
'Volleben' konnte die Reichspost nicht finden". Somit schien der Ort auch in
den damaligen deutschen Ostgebieten nicht bekannt gewesen zu sein (siehe Bild
rechts).
Febr. d[en] 5. [1760] Johann Rudolf Colenius, von Volleben, u. Anna Gleim
Deutlich ist hier der Ort "Volleben" zu erkennen, jedem Zweifel erhaben.
Im Jahre 1992 schrieb ich an das Pfarramt Eschwege. Der damalige
dortige Dekan i.R. Fritz Delius bemerkte „Die
Todesdaten von Rudolf und Anna Colenius lassen sich [...] nicht finden.
Das Ehepaar wird Eschwege aus beruflichen Gründen verlassen haben. Die
Konjunktur für Perückenmacher flaute langsam ab und auch wurde das hier
stationierte Regiment Erbprinz, das zu den Hauptkunden gezählt haben
mag, verlegt und unter anderem auch in Amerika eingesetzt.“
Nach Ansicht von Delius könnte es sich beim Ort Volleben um eine
Ortschaft in Thüringen, in der Gegend um Erfurt herum, oder auch in
Sachsen-Anhalt oder um Magdeburg herum handeln. Für diese
These spricht die Endung "-leben", welche dort doch recht häufig
vorkommt.
Ich schrieb an das Staatsarchiv Weimar, Außenstelle Gotha. Bekam jedoch
die Nachricht, dass es den Ort Volleben im dortigen Regierungsbezirk
nicht gibt. Ich bekam den Hinweis, es könne sich um den Ort Uelleben
in der Nähe von Gotha handeln da die Buchstaben "V" und "U" sehr oft
synonym verwendet wurden.
Ende 1992 schrieb ich tapfer an das Pfarramt Uelleben. Pfarrer Kunze vom
Pfarramt Ermleben antwortete jedoch: "Leider muss ich Ihnen mitteilen,
dass der Name "Colenius" in den Kirchenbüchern der Gemeinde Ülleben
nicht vorkommt (vor mir liegt der Registerband aller Amtshandlungen
zwischen 1638 - 1808)". Daraufhin war ich so frustriert, dass ich die
Suche zunächst aufgab.
Bei Anfragen im Jahr 2007 im Internet bei www.ahnenforschung.org bekam
ich zwei Hinweise: Einmal es könnte sich um den Ort Holleben bei
Halle a.d. Saale handeln. Ein anderes mal bekam ich den Tipp doch mal in
Wollersleben mein Glück zu versuchen. Der Erste Hinweis erschien
mir noch plausibler als der Zweite, bin beiden jedoch nicht
nachgegangen.
Durch eine Kartenrecherche kam ich 2007 auch auf die Möglichkeit, es
könne sich um den Ort Polleben b. Eisleben handeln. Die dortigen
Kirchenbücher befanden sich jedoch nach Rückfrage bei der
Mikroverfilmung und standen daher damals nicht zur Einsicht zur
Verfügung.
Im Frühjahr 2008 stieß ich dann auf den einzig brauchbaren Hinweis den
Ort Volleben betreffend. In einem Buch aus dem Jahre 1824 ("Heidelberger
Jahrbücher der Literatur, Vierzehnter Jahrgang oder neue Folge erster
Jahrgang Zweite Hälfte July bis December" Heidelberg, 1824
ist tatsächlich der Ort Volleben in der genannten Schreibweise
aufgeführt : "im Amte Volleben, bey Eisleben". Somit schien es
sich wirklich bei dem Ort Volleben um den Ort Polleben zu
handeln, welcher gerade mal 6 km von Eisleben entfernt liegt:
Ich habe wieder einmal das
Pfarramt Polleben
angeschrieben. Nach einigen Monaten Verspätung waren die Kirchenbücher
mittlerweile verfilmt und wieder im Pfarramt. Eine erste Rückmeldung aus
dem Pfarramt ergab, dass "Callenius" im betreffenden Zeitraum in den
Kirchenbüchern nicht vorkommt. Hier stand ich wieder am Anfang. Das schien wieder nicht der gesuchte Ort zu sein...
Ich hatte mir jedoch vorgenommen entweder einmal eine Reise dorthin zu unternehmen oder - sollte ich einmal in der Gegend sein - dem Pfarramt einen Besuch abzustatten. So kam es, dass ich im Sommer 2020 in die Gegend und hatte mit dem Dortigen Pfarramt einen Besuchstermin vereinbart. Der Pfarrer war leider im Urlaub, eine Dame von der Ortsverwaltung nahm mich jedoch herzlich in Empfang und zeigte mir alles und gab mir die Möglichkeit die dort vorhandenen Kirchenbücher und Unterlagen zu sichten. Wie sich nach nur 5 Minuten herausstellte, war der Ort Polleben der richtige! Ich fand in einer Verkartung sofort den Namen Callenius, allerdings in der Schreibweise "Colenius". Dann auch den Taufbucheintrag des Johann Rudlolph Callenius.von 1727 welcher 1760 nach Eschwege heiratete.
v.l.n.r.: Aktenschrank der Kirchenbücher; Pfarramt Polleben; Straßenansicht 2021 (1); Straßenansicht 2021 (2)
Taufbuch Polleben, 1727: "Den 5 Octobr[is]. ist H[err]n Otto Colenius
Fr. Ehliebsten eines Söhneleins genesen, so den 8 h[u]ÿ
getauft und Johan[n] Rudolph genen[n]et worden, die Pathen [1] H
Rudolph Himberg Pastor in Heiligenthal [2] Fr. [leer] Sassie von
Leimbach [3] Johann Baptista Heberman, Pastor hieselbst"
Somit ist eindeutig geklärt, die Eschweger Familien stammen aus dem Ort Polleben bei Eisleben!
Der Name Callenius hat einige Generationen in Eschwege überlebt und hat sich etwas über Deutschland ausgebreitet. Fast alle heute in Deutschland lebenden Personen mit dem Namen Callenius stammen aus dieser Familie.
Auch hier gelang mir ein wichtiger Durchbruch.
Über eine USA-Recherche stieß ich auf eine weitere Callenius-Familie
welche aus Norddeutschland, aus dem Ort Dorum, 25km nördlich von
Bremerhaven zu kommen schien. Nachdem ich mir die Kirchenbücher von
Dorum als Film bei der Kirche der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen)
in Utah nach Deutschland bestellt hatte, habe ich diese systematisch
nach dem Namen Callenius durchsucht. Danach erscheint im Jahre 1786
erstmals und dann regelmäßig ein
Quartiemeister im 3. Kavallerieregiment Hannover
Otto Ludwig Callenius im Taufbuch der
evangelischen Gemeinde Dorum. Er hängt den Soldatenberuf an den Nagel
und lässt sich mit seiner Ehefrau Helena Catharina Eibsen als
Branntweinbrenner in Dorum nieder.
Taufbuch Dorum, Jg. 1786 [Leider war meine Fotografie nicht die Beste, der Text jedoch trotzdem
einigermaßen lesbar]:
"Im Julio den 4ten. [1786] / Otto Ludwig Colenius, QuartierMaister zu
Alsum, und Helene Catharine, geb. Eibssen eodem, Sohn geb. Johann Eike"
[Alsum ist ein Ortsteil von Dorum]
Sie hatten eine Anzahl Kinder. Eines seiner Enkel, Adolph Friedrich
Callenius welcher am 03.06.1834 in Dorum das Licht der Welt
erblickte, wanderte
Mitte 19. Jh. in die USA aus, heiretete um 1860 Matta Eggers und
ließ sich in Baker, OBrien, Iowa nieder. Er starb dort 1914, 5
Jahre nach seiner Frau unt hinterließ eine große Familie.
Im "Reichsadressbuch" von 1898/99 findet sich in Dorum eine Bierbrauerei
von O. Callenius und ein "Calenius Hotel".
In
Deutschland sind die Vertreter des Namens aus dieser Linie nahezu
ausgestorben. Wie ich von einem Ortsansässigen erfahren habe,
lebte bis in die 1990er Jahre oder auch etwas darüber hinaus eine
Bauernfamilie in Dorum mit dem Namen Callenius.
Hier Grabstein-Abbildungen vom Friedhof in Dorum [Quelle:
Find A Grave]:
Durch weitere Forschungen ließ sich die Herkunft des Otto Ludwig Callenius, welcher sich damals in Dorum niederließ, auf Horneburg bei Stade bestimmen. Dessen Vater war Johann Günther Callenius, Vogt des Kirchspiels Sievern. Die Herkunft des Johann Günther war jedoch nicht zu finden.