Ich habe versucht, aus meiner eigenen
Erfahrung
einige Informationen in dieses Kapitel zu packen. Einfach, pragmatisch
und verständlich aber auch ohne den Anspruch vollständig zu sein.
Teilweise wird das ganze Thema Familienforschung von Forscherkollegen
sehr engstirnig gesehen. Oft wird akribisch darauf geachtet, dass alle
Quellen erfasst und bei einer Veröffentlichung konform zu den
wissenschaftlichen Normen wiedergegeben werden etc. Ich sage:
Wichtig ist, dass
es Spaß macht! Nicht jeder möchte gleich eine Dissertation
schreiben. Andererseits später Quellen nachzuziehen ist nicht ohne Mühe
verbunden.
Fehler sind ärgerlich, jedoch unvermeidlich
- wenn es auch hier wiederum Vertreter einer anderen Meinung gibt...
Hier ist man auf Hilfe von Mitstreitern angewiesen. Außerdem habe ich
unten bei den Kapiteln Quellen und Datenbanken noch ein paar Hinweise zu
diesem Thema.
Tja, wie kam ich
dazu? Es gibt sicherlich unzählige Gründe wie man zu diesem Hobby kommen
kann. Ich glaube mein Schlüsselerlebnis war ein Ereignis in meiner
Grundschulzeit. Ich bekam die Hausaufgabe, meine Vorfahren
aufzuschreiben. Ich fragte meine Mutter und meinen Opa. Beide waren sehr
aufgeschlossen und ich war interessiert. Heraus kamen vier oder fünf
Generationen. Dies war weit mehr als das, was meine Mitschüler hatten.
Von da an hat mich dieses Thema nicht mehr losgelassen.
Hier eine kleine
Auswahl an Quellen. Es gibt natürlich eine Vielzahl weiterer Quellen.
Auch die Aufbewahrungsstellen können hier nur einen Hinweis darstellen
und sind aus meiner Erfahrung heraus gemacht.
Unterschieden sollte hier in zwei verschiedene
Sorten von Datenbanken:
1. Primärquellen (Kopien von Kirchenbüchern, Urkunden,
Personenverzeichnissen etc.)
2. Sekundärquellen (Stammbäume, Ahnentafeln,
Ortsfamilienbücher/Verkartungen etc.
Die
Primärquellen
sind grundsätzlich den Sekundärquellen vorzuziehen. Es werden immer mehr
Quellen erfasst und auf den Datenbanken zur Einsicht und/oder Download
bereitgestellt. Für Kirchenbücher in Deutschland ist hier
www.archion.de zu nennen. Die
Datenbank umfasst tausende deutscher - hauptsächlich evangelischer -
Kirchenbücher. Die Qualität ist recht ordentlich. Die Benutzung ist mit
Kosten verbunden und ist Abhängig von der Nutzungsdauer. Gegenüber einer
Reise in ein Pfarramt allerdings verschwindend gering. Neben
diesen gibt es auch noch weitere Datenbanken. Z.B. stellt
www.ancestry.com eine
umfangreiche, internationale Datensammlung zur Verfügung, welche weit
über Kirchenbücher hinaus geht. So sind auch viele Standesamtsunterlagen
oder Ausreise- bzw. Auswandererdokumente erfasst, jedoch nicht
flächendeckend.
Sekundärquellen
im Internet sind grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. Dies ist
zwar überall zu lesen, aufgrund der immer größer werdenden Datenmenge im
Internet ist die Versuchung jedoch unheimlich groß, die Daten ungeprüft
zu übernehmen. Andererseits stellt dies natürlich auch eine große
Erleichterung für all jene dar, welche nicht unmittelbaren Zugriff
auf die Quellen haben.
Unscharfe oder falsche Daten im Netz verbreiten sich ebenso
schnell wie korrekte, da diese blind und ungeprüft übernommen werden.
Daher sind oftmals die selben Fehler in unterschiedlichen Datenbanken zu
finden. Dies gilt es zu beachten. Nicht dass man dem Glauben verfällt,
dass wenn was im Netz zwei oder auch mehrmals steht, dann muss das
richtig sein.
Eine Vorgehensweise kann daher sein, die entsprechenden Daten
aufzunehmen und diese dann anhand von Originalquellen auf Richtigkeit zu
prüfen. Der Eigentümer der Datenbank bzw. Information sollte
gefragt werden. Neben dem Anstand hat dies den Vorteil, dass der Inhaber
der Daten ggf. noch ergänzende oder berichtigende Inhalte beitragen
kann. In den allerwenigsten Fällen wird man auf Ablehnung stoßen.
Derjenige, welcher seine Daten im Netz zur Verfügung stellt, ist
grundsätzlich auch bereit, Auskunft zu geben. Auch wenn der Lieferant
der Information nicht direkt angeschrieben wird, so ist bei einer
eigenen Veröffentlichung die jeweilige Quelle zu nennen.
Also grundsätlich gilt: Daten sammeln ja, aber bitte dokumenteiren und
prüfen.
Welche
Quellen:
Wie schon oben erwähnt, sind grundsätzlich Primärquellen Sekundärquellen
vorzuziehen. Je zeitlich näher diese an einem Ereignis erstellt wurden,
desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Information wahr sein
könnte. Primärquellen sind z.B. Tauf-, Ehen, Totenbücher,
Konfirmandenregister etc. Sekundärquellen sind neben der
Sekundärliteratur, wie Ortsfamilienbücher, Internetinformationen oder
Verkartungen auch z.B. Familienregister, in welches die Taufen
eingetragen werden, Abschriften von Primärquellen oder auch
Altersangaben in Kaufbüchern etc.
Abschreiben:
Aus den Originalquellen sollte möglichst buchstabengetreu
abgeschrieben und diese erste
Information sollte aufbewahrt werden. Dies kann unter Umständen dann
wichtig sein, wenn Ungereimtheiten auffallen. Meist sind diese auf
fehlerhafte Abschriften aus den Originalen zurückzuführen. Bei
buchstabengetreuen Abschriften wird diese Fehlerquelle minimiert. Hierzu
ein Beispiel: Im Taufbuch ist im Original von 1670 zu lesen: „[Monat und
Tag] 16.t[en]. 8bris. [das Kind:] Anna Maria. [die Eltern:] Hanß Jerg
Knauß Margaretha.“ Bei der Abschrift eines nicht erfahrenen Forschers
oder aus Unachtsamkeit wird aus dem 16. Oktober (= 16. 8bris) gerne mal
der 16.08. (siehe Bild rechts).
Interpretationen:
Irgendwann kommt jeder an einen Punkt, bei dem er interpretieren muss,
wenn eine Quelle (oder mehrere) einen ein-eindeutigen Beweis nicht
erbringen kann oder es zu widersprüchlichen Aussagen kommt. Dies sollte
entsprechend vermerkt werden, dass es sich hier um eine Vermutung
handelt. Erfahrungsgemäß sind einmal durchgeführte Interpretationen nur
sehr schwer umkehrbar.
Angebote von
Ahnenforschern, welche ihre Dienstleistung anbieten gibt es
genug. Was dies betrifft, habe ich hier kaum Erfahrung. Lediglich
zweimal habe ich professionelle Hilfe in Anspruch genommen. Das Honorar
hierfür richtet sich entweder am Aufwand oder wird
Erfolgsorientiert erhoben. Wer sich rein auf diese Quelle verlassen
möchte, muss schon einiges an Geld in die Hand nehmen um eine
ansehnliche Tafel zu erhalten.
Eine
Ahnentafel
- manuell erstellt - zeichnen zu lassen ist ebenfalls wirklich nicht
günstig. Grund hierfür ist der hohe Zeitbedarf. Wer ein schönes Geschenk
machen möchte, kann die Bäume auch selbst malen. Bei der Gelegenheit hat
man ein sehr ansprechendes Geschenk durch kopieren des Originals. Ich
habe das bereits mehrfach praktiziert und mir zu dem Zweck ein
Endlospapier für Plotter (180g/m², matt) besorgt. Da schneide ich mir
die notwendige Länge ab und fange an zu zeichnen und zu schreiben (siehe
Bild rechts).
Das
Speichern der Informationen scheint im ersten Moment trivial. Man
nehme einen Computer und speichere alles ab. Bei genauerer Betrachtung
wird's schon nicht mehr so einfach: In welchem Format? Datenbank?
Bilder? Sicherung? Originale? Familienblätter?
Deshalb
Um die gesammelten Werke der Nachwelt zu erhalten, sollte man ein paar Grundregeln beachten:
- Daten sichern: Daten müssen gesichert werden. Man benötigt midestens eine Sicherungskopie. Und die Kopie am besten nicht dort aufbewahren, wo auch der Computer steht (Feuer, Blitz, Diebstahl, Defekt etc.).
- Programme: Es sollten Programme und Formate genutzt werden, welche weit verbreitet sind. Dadurch erhöht sich die Chance, dass diese über einen längeren Zeitraum gelesen werden können. Wenn neue, weit verbreite Formate kommen, rechtzeitig umformatieren.
- Speichermedium: Dasselbe gilt bei den Speichermedien. Bei Speichermedium-Wechsel rechtzeitig Datensicherungen konvertieren. Ich erinnere hier nur an 5 1/4'' (Flippies) oder 3,5'' Disketten. Aber auch Zip-Drives etc. waren auch für Sicherungskopien im Einsatz - wer kann das heute noch lesen? Mal ganz abgesehen von DAT-Kassetten oder Tonbändern. Apropos Tonbänder. Aufnahmen von Tonbändern moglichst gleich digitalisieren. Die werden von Tag zu Tag ein bisschen schlechter.
- Hardware: Nicht nur alles auf dem Computer machen! Daten können
heute extrem leicht gelöscht werden und Lebenswerke in Sekunden
zerstören. Dies war früher nur schwer vorstellbar. Daher empfehle ich,
aktuelle Stände auch mal auszudrucken und in einem Ordner abzuheften.
Das kann man übrigens dann auch mal jemanden zeigen!
Mein Hauptprogramm war früher die Freeware PAF4. Das
dieses Programm seit einiger Zeit nicht mehr weiterentwickelt wird,
Parallel dazu
trage ich auch alle Daten in ein simples Word-Dokument ein. Hier
kann ich ziemlich sicher sein, dass die Information noch in 50 Jahren gelesen
werden kann und ich habe Sicherheit und ein Gegenprüfstück bei der
Konvertierung innerhalb unterschiedlicher Genealogieprogramme.
Früher hatte
man für jede Familie ein eigenes Datenblatt angelegt. Dies kann
man heute am Computer genauso tun. Zusätzlich können auch noch alle anderen erdenklichen Quellen und Scans,
Bilder etc. eingefügt werden.
Das
Hauptproblem von alten Bildern ist
fehlende Information. Wenn
unklar ist, wer oder was auf dem Foto abgebildet ist, ist es für die
Familienforschung in den meisten Fällen wertlos. Deshalb an dieser
Stelle gleich der Appell: Informationen sammeln und zum jeweiligen Bild
festhalten. Hier helfen Gespräche mit Verwandten und Bekannten.
Informationen sammeln und festhalten!
Bilder in
digitaler Form, sollten erstens in einem weit verbreiteten Format
gespeichert werden. Hier ist die Wahrscheinlichkeit am Größten, dass
diese auch in Zukunft noch gelesen werden können. Bei der Beschriftung
wird es schon schwieriger. Hierfür gibt es zwar Programme, diese
Bildformate sind jedoch (noch) sehr wenig verbreitet, so dass sich dies
aufgrund der oben beschriebenen Problematik nicht empfiehlt. Also
entweder auf dem Bild direkt (was jedoch das Bild selbst verändert) oder
in einer Bildkopie.
Ein Ziel von
der Familienforschung sollte natürlich auch die Bekanntmachung der
Forschungsergebnisse sein.
Hier gibt es
grundsätzlich unterschiedliche Methoden:
- Datenbank im Internet: Dies ist die
einfachste Methode. Man lädt einfach die eigenen Daten bei einer der
einschlägig bekannten Datenbanken hoch - fertig. Rückmeldungen für das
Geleistete wird jedoch relativ gering sein.
- Buch: Verfassen eines eigenen Buches. Dann
hat man auch immer ein Geschenk! Der Phantasie sind keine Grenzen
gesetzt. Gedruckt werden kann zum Beispiel nach Bedarf mit extrem
kleinen Stückzahlen zu bezahlbaren Preisen ("Print on Demand"). Anbieter
gibt es wie Sand am Meer.
- Eigene Hompage: Sie sitzen gerade vor
einer. Hier sind etwas mehr Kenntnisse vorausgesetzt - aber ich hab's ja
auch geschafft! Auch hier gibt es kaum gestalterische Grenzen.
- Familientreffen: Diese Gelegenheiten
sollte man nutzen, um die Forschungsergebnisse weiterzutragen. Hier
findet man vielleicht auch Mitstreiter und Helfer für das Thema. Auch
tun sich vielleicht völlig neue Quellen auf und Bilder lassen sich hier
gemeinsam beschriften..
Inhalte
sind natürlich die Daten wer wo wann wie lange und mit wem. Über die
reinen Daten hinaus gibt es allerdings noch viel zu erzählen. Dies
lockert auf und macht das Ganze lesenswert und interessant. Überall gibt
es auch Anektoten zu erzählen. Bilder von Verwandten oder damals
üblichen Kleidern, über Ortschaften. Oder man ergänzt die reinen Daten
mit statistischen Auswertungen . Z.B. wie viele Kinder waren üblich, wie
hoch war die Lebenserwartung, wann wurde geheiratet, welche Berufe gab
es und wie sahen diese aus, und und und. Hier gibt es kaum Grenzen.
Eines sollte
allerdings beachtet werden: Daten von lebenden Personen nur unter
deren Zustimmung.